Ludwigsburger Kreiszeitung
Abschied ohne Rückkehr-Garantie

Das Intermezzo in der Handball-Bundesliga ist nach einem Jahr beendet, die SG BBM Bietigheim kehrt zurück in die 2. Liga. Unter dem Motto „Kompetenz, Konzepte, Kapital“, wie es Trainer Hartmut Mayerhoffer formuliert, streben die Ellentäler mittelfristig den Wiederaufstieg an.

„Jeder, der mal da oben war, will wieder dahin“, macht SG-Trainer Mayerhoffer unmissverständlich klar, wohin der Weg der Bietigheimer führen soll. Gleichzeitig tritt der 45-jährige Coach bezüglich eines sofortigen Aufstiegs auf die Euphoriebremse: „Die 1. Liga macht nur Sinn, wenn der Verein finanziell und strukturell auf die stärkste Liga der Welt vorbereitet ist. Das geht nicht in einem Jahr, sondern nur Schritt für Schritt. Um in der Beletage bestehen zu können, ist ein Etat von 2 Millionen das Minimum“.
Eine Herkulesaufgabe, die insbesondere auf den neuen Geschäftsführer Jochen Sandkühler wartet. Von den europäischen Spitzenteams wie THW Kiel, Rhein-Neckar-Löwen oder dem Derby gegen Frisch Auf Göppingen müssen sich die Fans in der Region fürs Erste verabschieden.
Rückblick: Der Aufstieg kam für Mannschaft, Verein und Umfeld völlig überraschend. Die SG startete das Abenteuer 1. Liga mit einem Zweitligakader, aus dem nur Timo Salzer und Torhüter Jan Kulhanek Erstligaerfahrung mitbrachten. Bietigheim verfügte zudem über den geringsten Etat der Liga. Selbst die drei diesjährigen Aufsteiger aus der 2. Liga, Leipzig, Eisenach und Bittenfeld, verfügten über ein höheres Budget als die Ellentäler. Wie schwer es die Neulinge im Oberhaus haben, zeigt ein Blick auf die Statistik: In den vergangenen fünf Jahren gelang es nur zwei Teams (Bergischer HC und Minden) die Klasse zu halten. Der Abstieg kam unter diesen Umständen nicht überraschend.
Ausblick: „Die Topfavoriten für den Aufstieg sind in der kommenden Saison die Mitabsteiger Minden, Erlangen und Friesenheim. Dazu kommt der HSC Coburg, der sich (unter anderen mit den Bietigheimern Romas Kirveliavicius und Jan Kulhanek) enorm verstärkt hat. „Wir müssen uns hinten anstellen“, schätzt SG-Trainer Mayerhoffer die Lage realistisch ein. Sein Team steht vor einem Umbruch. Sechs Spieler verlassen den Verein. Dem stehen bisher drei Neuzugänge gegenüber. Ein Linkshänder soll noch dazukommen. Während sich Erlangen einen Topstar wie Pavel Horak (Füchse Berlin) leistet, muss Mayerhoffer den Kader mit 21-jährigen Nachwuchstalenten auffüllen. Ob sie so wichtige Stützen wie Rok Praznik oder Kirveliavicius ersetzen können, muss sich zeigen.
Infrastruktur: Die von der SG eingeforderte Ballsporthalle liegt weiter auf Eis. Eine Rückkehr in die Viadukthalle, wo es keinen geeigneten Vip-Raum gibt, will die SG-Führung ihren Sponsoren nicht zumuten. Gespielt wird wie in der abgelaufenen Saison in der Bietigheimer Ege Trans-Arena und Ludwigsburger MHP-Arena.
Fans: Dorthin pilgerten trotz des frühzeitig feststehenden Abstiegs insgesamt 54 000 Zuschauer. Ein Zeichen, wie heiß die Region auf Erstligahandball ist. Um weiter in der stärksten Liga der Welt dabei zu sein, müssen die Fans in der kommenden Saison nach Stuttgart reisen, wo Aufsteiger TV Bittenfeld (siehe Beitext) seine Heimspiele austrägt.
Abgänge: Jan Kulhanek (HSC Coburg), Andreas Blodig (TSB Horkheim), Christian Heuberger (TGS Pforzheim), Marco Rentschler (Frisch Auf Göppingen), Romas Kirveliavicius (HSC Coburg), Rok Praznik.
Zugänge: Ivan Stevanovic, Zagreb (Tor), Jan Döll (Groß-Bieberau/Modau) Gerdas Babarskas (Krems, Österreich).

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